Das muss ein Traum sein, so etwas gibt es doch nicht wirklich!!?? Völlig in Gedanken versunken wandert Sopethu umher. Wenn er die Augen schließt, spürt er jetzt noch Asny’s weichen Körper, der sich an seinen drückt, nimmt ihren ganz persönlichen Geruch wahr. Obwohl er sie erst vor ein paar Minuten hat ins Shuttle steigen lassen, fehlt sie ihm bereits wieder.
Mensch, Sope, altes Haus, wenn dir das jemand vor einer Woche erzählt hätte, den hättest du ausgelacht! Er schüttelt den Kopf, bleibt kurz stehen und beginnt, über das ganze Gesicht, zu strahlen. Dann läuft er los, vollführt mitten im Lauf einen gewaltigen Sprung und lässt einen lauten Schrei los – um gleich darauf plötzlich stehen zu bleiben und laut heraus zu lachen.
Sie macht mich total kirre ... diese kleine, süße, begehrenswerte Twi’ - meine Asny!! Erneut in Gedanken versunken wandert er weiter in die Nacht.
In eine Ecke des Shuttles gedrückt sitzt Asnyra, die Arme um sich gedrückt, als wolle sie sich so suggerieren, das er sie noch umschlungen hält. Sie ist vollkommen verwirrt, da dieses Gefühlschaos neu für sie ist. Sie befindet sich in einer Art Zwiespalt: „Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“. Sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll – wenn er da ist, sie umarmt, streichelt und küsst, beginnt sie fast zu fliegen. Sobald sie getrennt sind, ist ihr kalt, sie fühlt sich leer und traurig.
Was ist das? Was geschieht mit mir? Was machst du mit mir – oh, Sopethu, ich vermisse dich bereits jetzt wieder...
Mechanisch steigt sie aus dem Shuttle und geht quer durch die Stadt, bis zu dem Haus, in dem sie lebt. Sie macht kein Licht, es würde den Moment zerstören - wie in Trance entkleidet sie sich und legt sich in ihr Bett, doch der Schlaf will sich nicht einstellen, zuviel geht ihr durch den Kopf, zu unruhig ist sie. Es kommen Selbstzweifel in ihr hoch ...
Ich bin doch bestimmt zu jung für ihn, zu unerfahren. Was soll er mit einer Frau, wie mir? Wird er sich nach einer Zeit abwenden und sich langweilen? Heisse Tränen rinnen ihr über das Gesicht, schon der Gedanke daran, Sopethu könnte sich abwenden, lässt eine ungeahnte Traurigkeit in ihr aufsteigen.
Dann jedoch gleitet ein Lächeln über ihr Gesicht, als sie an die letzten Stunden denkt ... wie schön die Zeit war ... wie zärtlich er ist. Sie hat noch nie einem Mann erlaubt, ihre Lekku zu berühren, gar zu streicheln, aber bei ihm erschien es ihr ganz natürlich. Wie vorsichtig er sie berührt hatte, als sei es nur ein Windhauch, der daran vorbei strich.
Irgendwann, gegen Morgen, wird Asny jedoch vom Schlaf übermannt ... mit einem Lächeln auf den Lippen schläft sie ein.
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Dieses Lächeln!!! Schnellen Schrittes geht Sopethu auf Asnyra zu. Da er einen Auftrag zu erledigen hatte, haben sie verabredet, sich nach Asny’s Dienstschluss bei ihrer Wohnung zu treffen. Asny springt von der Bank auf, auf der sie gesessen hatte, als sie ihn auf sich zu kommen sieht und strahlt ihn an. Er ist doch gekommen, er wollte mich doch wiedersehen ... sie will sich in seine Arme stürzen, stockt jedoch, als er unvermittelt stehen bleibt und ihr tief in die Augen schaut. Unendlich langsam hebt er die Arme und legt ihr seine Handflächen an die Wangen, dann senkt er, wie in Zeitlupe den Kopf, tief in ihrem Blick versunken, neigt leicht den Kopf, schließt die Augen und beginnt, sie zu küssen. Sachte, federleicht berühren seine Lippen die ihren, als wolle er testen, ob sie auch wirklich real sei. Dann plötzlich stöhnt er leicht auf, umschlingt sie und drückt sie fest an sich.
Mein Herz ... ich habe dich so sehr vermisst!!
Asny ist nicht fähig, einen Ton hervor zu bringen, stumm klammert sie sich an ihn. Dieses verzweifelte Aufstöhnen von ihm gerade hat sie bis ins Mark getroffen, denn auch sie hegt die gleichen Gefühle. Scheinbar mag er mich doch ein bisschen ... schießt es ihr durch den Kopf und sie lächelt. Minutenlang stehen die beiden unbeweglich auf der Strasse, ohne ihre Umgebung wahr zu nehmen. Dann hebt er den Kopf, schaut sie erneut an, lächelt und küsst sie. Schließlich löst er sich von ihr, nimmt ihre Hand und die beiden betreten das Haus.
Sopethu schaut sich neugierig in der Wohnung um, ein Kamin stahlt wohlige Wärme aus, die beiden bequemen Sofas laden zum Verweilen ein, hübsche Bilder hängen an den Wänden und Blumen verströmen einen angenehmen Duft im Raum. Auf dem Esstisch steht ein vollständiges Abendessen – er schaut Asny überrascht an, da dies nicht abgesprochen war. Sie lächelt ihm zu und erklärt ihm, das sie, da es ruhig war, früher Feierabend machen konnte und so die Zeit mit den Vorbereitungen verbracht hat. Lauter kleine Dinge hat sie vorbereitet ... Sope setzt sich und zieht Asny auf seinen Schoss - so sind die Beiden die nächste Zeit erst einmal damit beschäftigt, sich gegenseitig mit den Häppchen zu füttern.
Eine ganze Zeit später sind die beiden zum Sofa gewechselt, als Sopethu’s Com sich meldet. Entschuldigend löst er sich von Asny, nimmt ab und beginnt das Gespräch. Zuerst beobachtet Asny ihn dabei, wie er durch den Raum hin und her wandert, dann jedoch schweift ihr Blick zum Kamin und beim Blick in die Flammen kommen wieder Zweifel in ihr hoch.
Kann dies von Bestand sein? Will er das Gleiche, wie ich? Werde ich ihn nicht irgendwann langweilen? Sie ist hin und her gerissen und so versunken, das sie nicht bemerkt, dass Sopethu sie während des Gesprächs beobachtet. Ebenso wenig bemerkt sie, das ihr eine einzelne Träne die Wange herunter läuft – er jedoch sieht dies sofort. Unvermittelt beendet er das Gespräch und beobachtet die in sich versunkene, kleine Gestalt auf dem Sofa noch etwas. Es tut ihm in der Seele weh, sie dort so sitzen zu sehen und nicht zu wissen, was sie bedrückt ...
mache ich sie unglücklich? Bin ich zu forsch? Dann gibt er sich einen Ruck, geht auf sie zu und kniet vor ihr nieder.
Asny erschrickt, als er vor ihr kniet, sie versucht, zu verbergen, das ihr etwas durch den Kopf gegangen ist, sieht jedoch, als sie sein Blick trifft, dass es ihr nicht gelingen wird. Traurig schaut er sie an und fragt sie dann, was sie bedrücke ... ob sie unglücklich sei oder sich gedrängt fühle .. Asny verneint und zögert, das auszusprechen, was sie denkt. Seinem bittenden Blick kann sie jedoch nicht lange widerstehen und gesteht ihm schließlich, was sie in ihr vorgeht.
Fassungslos schaut er sie an, während er ihr zuhört – dann beginnt er zu lächeln. Er setzt sich neben sie, zieht sie auf seinen Schoss und beginnt zu erzählen. Alles, was ihm in den letzten Tagen durch den Kopf geht, erwähnt er – das sie ihm unter die Haut geht, wie nie zuvor eine Frau, das er sie am Liebsten pausenlos um sich herum hätte, das er vorsichtig vorgehen wolle, um sie auf keinen Fall wieder zu verlieren und schließlich, nach einem tiefen Blick, das er sich in sie verliebt habe.
Asny hört still zu, langsam hellt sich ihr Gesicht auf, als er ihr jedoch seine Liebe gesteht, schnappt sie nach Luft. Das hatte sie nicht erwartet und plötzlich scheint die Sonne um sie herum, denn sie weiß mit einem Mal, das es ihr exakt genauso geht. Noch zögert sie, es ihm zu sagen, gibt sich schließlich aber einen Ruck und gesteht ihm ihre Liebe ebenso. Eine Weile ist nichts zu hören, außer dem Knistern der Glut im Kamin, bis Asny von seinem Schoss rutscht, seine Hand nimmt und ihn vom Sofa hochzieht. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schaut sie ihn nur lächelnd an und geht mit ihm in Richtung der einzigen Türe im Raum. Er stoppt sie kurz, schaut zu ihr herunter und fragt sie dann mit leiser Stimme, ob sie sich sicher sei .. ob sie das sicher wollen würde. Als sie ihn erneut anlächelt, nickt und ebenso leise, aber bestimmt sagt:
„Ja, mein Liebster“, folgt er ihr, ohne weiter zu zögern...
© Anoriel Talon
(In Erinnerung an Sopethu, der so plötzlich verschwand und den wir schmerzlich vermissen ..... )
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